Lebensräume

Offenland

Auch ausserhalb des Waldes, unterhalb und oberhalb der Baumgrenze, kommen viele Pilzarten vor. Insbesondere die nährstoffarmen Wiesen und Weiden bieten Lebensräume für artenreiche Pilzgesellschaften. Darunter befinden sich sehr charismatische Arten, die wichtige Indikatoren für ökologisch hochwertige Standorte sind. Durch die intensive Landwirtschaft sind solche Lebensräume unter hohem Druck und benötigen dringend Massnahmen zu ihrem Schutz. Die Schweiz als Alpenland beherbergt zudem besondere Lebensräume wie alpine Magerrasen und Gletschergebiete oberhalb der Waldgrenze, für deren Arten die Schweiz eine hohe internationale Verantwortung trägt.

Wald

Zwei Drittel aller Grosspilzarten kommen im Wald vor. Die Abundanz der lebenden Bäume und des abgestorbenen organischen Substrats, Schatten und hohe Bodenfeuchtigkeit bieten günstige Bedingungen für die Entwicklung von extrem artenreichen Pilzgesellschaften. Ein grosser Teil der gefährdeten Arten ist gebunden an das Habitat Wald, insbesondere an alte Waldbestände. Rund ein Drittel der Waldarten sind spezifisch auf Totholz angewiesen. In den schweizerischen Wäldern besteht jedoch ein Mangel an Totholz. Dieser soll durch Förderung und entsprechenden Unterhalt in bestehenden Wäldern sowie Schaffung neuer Waldreservate kompensiert werden.  Die Lebensräume der Pilze sollen bei Waldbewirtschaftung und -nutzung, aber auch bei Renaturierung und Förderung von anderen Organismengruppen, berücksichtigt werden. 

Siedlungsraum

In den Siedlungsgebieten befinden sich Mosaike von kleinräumigen, vor allem waldähnlichen Lebensräumen, aber auch Flächen mit ruderaler Vegetation und Trockenrasen, wo sich Pilzpopulationen etablieren und entwickeln können. Auch seltene und gefährdete Arten finden in der Stadt ein Zuhause. Bäume in den Pärken und Friedhöfen erreichen hier ein höheres Alter als in der Natur und dadurch bieten sie Lebensräume für unzählige Organismen, darunter Pilze. Die Förderung von Pilzen im Siedlungsraum erfolgt durch den Schutz und die entsprechende Pflege alter Bäume (Habitatbäume), Förderung von Totholz und einer naturnahen Pflege verfügbarer Grünflächen. Solche Massnahmen können einen bedeutenden Beitrag zum Ausbau der Ökologischen Infrastruktur schaffen.

Gefährdung der Pilze

Die Gefährdungsursachen in Bezug auf Pilze liegen hauptsächlich bei menschlichen Aktivitäten, die zum Habitatverlust oder Änderungen in der Habitatsqualität führen. Darunter zählen Bautätigkeiten, intensive Land- und Waldbewirtschaftung und Zerschneidung von Lebensräumen. Besonders gefährdet sind dabei Arten, die an magere Wiesen und Weiden gebunden sind. Überbauungen der landwirtschaftlich genutzten Flächen und Änderungen ihrer Nutzungsformen in den letzten 70 Jahren (intensiver Einsatz von Kunstdünger) haben zu grossen Verlusten an solchen Lebensräumen und zur Minderung ihrer Qualität geführt. Aber auch Pilze, die in den Wäldern vorkommen, sind von «Düngung» betroffen, obwohl ungewollt und unkontrolliert. Vom Stickstoff, der in den Waldböden durch die Luftverschmutzung deponiert wird, werden insbesondere die symbiotischen Mykorrhizapilze belastet. Der Einsatz schwerer Maschinen bei der Holzernte führt zur Zerstörung der Fruchtkörper und Belastung des Mycels durch Bodenstörung und -verdichtung. Rund ein Viertel aller in der Schweiz vorkommenden Waldarten sind an Totholz gebunden, was aber in unseren Wäldern als Folge der intensiven Waldbewirtschaftung fehlt. Alte Waldbestände weisen eine grosse Artenvielfalt aus und die intensive forstliche Nutzung hat zum Verlust solcher Bestände geführt. In der Schweiz sind die Wälder des Mittellands am stärksten betroffen. 

Die mit dem Klimawandel verbundenen langen Trockenheitsperioden verursachen zusätzliche Belastung, da der Mangel an Niederschlägen und die damit einhergehende geringe Feuchtigkeit im Boden die Bildung von Fruchtkörpern vermindert und sogar zum Austrocknen des im Substrat verborgenen Mycels führen kann.